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Warum gerade eine Leica M 3 - wenn's schon analog sein muss

Wenn man sich mal so „umhört“ was denn als interessierter Analog-Fotograf so infrage komme kommt schnell der Name Leica, insbesondere die „M“ ins Gespräch. Bei einer Internetrecherche auf einschlägigen Portalen stellt man dann fest dass in letzter Zeit die Preise für gebrauchte Leica`s deutlich angezogen haben. Besonders die alltagstaugliche M 6, lange Jahre nahezu unverändert gebaut, konnte um geschätzte 50-70 % zulegen. Mitte der 80er Jahre kostete sie nagelneu noch unter 3000 DM. Heute mit teils mehr als 30 Jahren und einigen  Gebrauchsspuren auf dem Buckel liegen die Preise für verkaufte Gehäuse bei knapp 2000 Euro. Bei schönen Stücken auch mal deutlich darüber.

Aber ich will hier trotzdem auf die Leica M 3 zu sprechen kommen. Ich mag sie von allen M`s am liebsten. Meine ist aus dem Jahr 1955, kann man anhand von Produktionslisten leicht nachgucken.  Bei der M 3 ist es so dass der Sucher die 50mm Normalbrennweite komplett anzeigt, sogar noch etwas Umfeld passt mit rein. Dadurch sieht man schon vor der Aufnahme was außerhalb des Leuchtrahmens evtl. noch mit aufs Bild sollte oder was nicht. Auch beim Portrait ist der Leuchtrahmen noch so dass man ein Gesicht gut erkennen kann. Nur beim Weitwinkel müsste man einen extra Sucher oder eines der Brillenobjektive verwenden die den Leuchtrahmen auf den richtigen Ausschnitt bringen. Aber es ist nicht nur das Herstellungsjahr was mich mit der M 3 verbindet. Als sie 1954 auf den Markt kam war es ein deutlicher Schritt von der Schraubleica hin zur modernen Kamera.

Endlich war der Sucher groß, hell und übersichtlich, nicht so ein dunkles Röhrchen wie seinerzeit bei fast allen Schraubleicas, abgesehen von der Leica IIIG. Dann die wohl wichtigste Neuerung, das M-Bajonett. Objektive konnten jetzt schnell gewechselt und mittels eines Adapters auch die alten Schraubobjektive verwendet werden. Der Film musste nicht mehr von unten ins Gehäuse gefummelt und angeschnitten werden. Wenn bei den Schraubleica`s der Film noch mittels eines Drehknopfes transportiert werden musste so gab es bei der M 3 nun einen Schnelltransporthebel und die Rückspulung erfolgte nun auch per Kurbel.

Die Leica M 3 war schon ein Meilenstein im Kamerabau, basierte sie doch einerseits auf den allerersten Kleinbildkameras von Leitz, andererseits ist sie noch heute engstens verwandt mit den neuesten Digitalkameras von Leica. Da steckt eben auch jede Menge Geschichte mit drin und die kauft man mit. Die bis heute gebaute Leica MP ist im Prinzip immer noch wie eine M 6 von 1985, bis auf kleine Modifikationen. Mittlerweile kostet sie weit über 4000 Euro mit Tendenz nach oben. Ob sie nun zu teuer ist oder preiswert mag der Käufer für sich entscheiden. Meine M 3 habe ich seit mehr als 30 Jahren, dazu das versenkbare Summicron 2,0/50 mm. 1955 konnte man diese beliebte Kombination für 1115 DM erwerben. Für eine gut erhaltene gebrauchte zahlt man gut und gerne 1500 Euro. Gewissen Diversitäten sorgen bei den Preisen teilweise für große Unterschiede. Für die allerersten der ersten Kameras oder kleine Stückzahlen schwarz lackierter Ausführungen kann es dann noch in ungeahnte Euro-Höhen gehen.  Vor 2 Jahren wurde eine schwarz lackierte Leica M 3 aus dem Jahr 1960 mit Summicron 50mm für 54000 Euro versteigert. Kein Wunder dass davon die Legende lebt.

Ich glaube eben deshalb auch dass die Preise, die gefordert und oft auch gezahlt werden, nicht dem Fotografierwert entsprechen. Mit einer Edixa, einer Contax oder älteren Nikon kann man in etwa gleich gute Ergebnisse erzielen. Eine M 3 hat man nicht weil die Bilder damit besser werden. Man könnte eher sagen: Die Bilder werden besser weil man eine Leica M hat. Und das ist auch bei ganz vielen Leica-Besitzern auch dann nicht unbedingt der Fall denn viele halten ihre Leica aus Gründen der Liebhaberei in Obhut, nicht wenige gar als Geldanlage.

Meine M 3 führe ich daher auch nur noch sehr selten aus. Aber hergeben möchte ich sie denn auch nicht gleich. Ein Stück Metall, hübsch geformt und sich gut anfühlend, mit einer großen Geschichte dahinter. Solang Kinder und Enkel nicht hungern müssen bleibt die M 3 bei mir. Wenn ich durch den Sucher gucke, den hellen Leuchtrahmen um das Motiv sehe und den Auslöser drücke, fühle ich mich um Jahrzehnte zurück versetzt in die „gute alte analoge Zeit“. Und ich weiß, jederzeit könnte ich einen Film einlegen und damit sehr gute Fotos machen, so wie früher. Und irgendwie hab ich das Gefühl solang die M 3 noch da ist bin ich auch noch da. Sie ist besser in Schuss als ich. Wir werden hoffentlich zusammen alt. Allerdings ist es nicht meine einzige Lieblingskamera.

Allzeit Gut Licht wünscht Erwin Krämer

 

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